Freitag, 29. März 2013

Der Frühling will noch nicht kommen

Das blaue Band der Frühlings-Heiterkeit schlummert träumend in den Knospen

Flocken weißer Watte vor den Fenstern tanzen einen sanften Reigen                                                           Die Feuerkräfte, betäubt vor Kälte, liegen still im Erdreich.
Wann? tschilpt ein Spatz und eine Meise ruft: Bald! 

Warten! 


Es ist noch nicht so weit, im Verborgenen geschehen die Aufräumarbeiten, die Verarbeitungs-Prozesse, die Wandelumstülpungen, die Schmerzvertilgungen.                                                            
                           Die Trauer hat um Aufschub gebeten, nicht vorstellbar, daß die ungehobelten Gesellen der Frühlingskräfte mit ihrem lauten Getöse des Berstens, Aufbrechens, Explodierens, Wegsprengens die Stille der Trauer stören. Und erst die Knallfarben, die in die Augen springen werden und das Vergangene zerreissen, alles neu machen, ungeachtet der Verluste in der Vergangenheit.
Ein paar Tage Aufschub noch!



Kreuzberg im Frühling
Warten auf die Auferstehungs-Impulse, bald ist das neue Kleid gewebt: in hellem Grün mit vielfarbigen Tupfen, ein blauer Schal um die Schultern geschlungen wird froh in den lauen Lüften flattern.
East-Side-Gallery


 

Montag, 25. März 2013

Hoffnung



für mich bedeutet dies der Wunsch, die Dinge, das Leben, die Bedingungen mögen sich in Zukunft verändern und das zum Besseren hin. Von Krankheit zu Heilung, von Einsamkeit zu Verbundenheit, von Armut zu Reichtum ect. Wahrscheinlich eher in Anerkenntnis der Beschränkungen, in denen wir manchmal auch nur meinen existieren zu müssen, sind es graduelle Veränderungen, auf die wir hoffen: ein paar Stunden ohne Rückenschmerzen, eine ruhige Nacht mit tiefem Schlaf, der Gewinn eines Wochenend-Aufenthaltes in einem Bio-Hotel, eine Begegnung mit einem lieben Menschen, den man lange nicht gesehen hat. Wir beugen uns nach vorne und bewegen uns damit ein Stück in die Zukunft. Wir legen ein Hoffnungs-Band nach vorne aus mit den darauf geschriebenen Hoffnungen und hoffen, daß die Zukunft es lesen und uns dann hoffentlich mit dem Gewünschten beglücken wird. Wir versuchen auch die Zeichen in der Gegenwart zu lesen, die hindeuten können auf die Entwicklung in den nächsten Stunden, Tagen, Wochen, Jahren.  
Morgenrot über den Alpen
                                                            Wir deuten den Himmel, seine Färbungen und Wolkenbewegungen und machen Vorraussagen auf das künftige Wetter, wir beobachten die Börse und leiten daraus ab, wie sich der Inhalt der Geldbörse wahrscheinlich gestalten wird, wir lassen einen Sternendeuter unsere Geburts- oder zukünftigen Konstellationen beschreiben und hoffen, daß sich alle positiven Tendenzen erfüllen und die schwierigen Vorraussagen sich irgendwie umschiffen oder lösen lassen. Wir sprechen von Menschen, denen wir zumuten Hoffnungs-Träger zu sein.  
Hoffnungsträger: Doppelter Regenbogen
                                                          Unseren Kindern wünschen wir eine gute Zukunft und hoffen, daß die sich abzeichnenden Probleme hoffentlich nicht eintreffen, verlieren aber mehr und mehr die Hoffnung angesichts der Realitäten.

Eine gravierende Erfahrung der Hoffnungslosigkeit durchlebte ich, als ich im letzten Jahr eine Arzneimittel-Prüfung der Krebs-Nosode (in einer homöopathischen Potenzierung) durchführte. Ich erlebte mich grauenvoll abgetrennt von der Welt, den Menschen, der Natur und gleichzeitig schwand jegliches Vertrauen in Künftiges, eine bodenlose Hoffnungs- u. Sinnlosigkeit breitete sich aus. Ich beendete den Versuch und nach einigen Tagen kehrte meine hoffnungsfrohe Grundstimmung zurück, ich war sehr erleichtert und konnte mich meines Lebens wieder freuen.
Ich verstand, daß Hoffnung ein grundwesentliches Element in unserem Leben ist, nichts zu tun hat mit naiven,  blauäugigen Schönmalereien u. Ausschmückungen des Daseins, sondern ein tragender Baustein für Kommendes beinhaltet. Auch wenn wir im Laufe des Lebens die Erfahrung machen, daß unsere Planungen und Wünsche für die Zukunft selten so aufgehen, wie vorgestellt, so rollen uns unsere Hoffnungen eine Art roter Teppich in das Unbekannte hinein. Auf ihm lässt sich hoffnungsvoll voranschreiten, selbst wenn sonst alles in Scherben geht, uns Krankheiten zu überwältigen drohen oder schicksalhafte Wendungen uns in die Knie zwingen.Selbst ein Fünkchen Hoffnung hilft uns, uns wieder aufzurichten und weiter zu gehen. 
Ein Hoffnungs-Streif am Horizont

Wir sagen: "Die Hoffnung stirbt zuletzt." Ja und das ist gut so, es ist die Gewißheit, das es immer weiter geht. Es ist ein geheimnisvolles Teilchen, welches uns durch das Leben trägt und das trotz vielerlei Wandlungen, die wir durchmachen, wie ein Überlebensmolekül substanziell unwandelbar bleibt. Ich möchte nicht darauf verzichten.

Nachtrag: Heute, am 3. April, las ich ein wunderbares Zitat von Vaclav Havel. Ich möchte es gerne weitergeben:
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." 

Sonntag, 17. März 2013

Reflexionen

die Welt der Krankheit ist eine Innenwelt. Da drückt sich aus, was lange nicht geschaut, was lange nicht zu Gehör kam, was lange nicht berührt wurde.
In der ersten Krankheitsphase geht es weit zurück: einrollen, Embryonalhaltung, schwimmen im Halbdunkel des Fruchtwassers, im Dämmer des Fiebers archaische Unterwasser- u. Urschlamm-Szenarien - Krokodile, Echsen, Drachen, Saurier - Köpfe, die emportauchen und wieder verschwinden, Strudel, Schlammmassen, sich wälzende Erdschlangen, drehende, spiralige Bewegungen, pockennarbige aufbrechende Erdkrusten, dazwischen die Echsenaugen, umgeben von bindegewebigen Höckern, tief abfallende Gebirgsketten, unterirdische Tropfsteinhöhlen, voll mit Gestalten und Formen; ein altes Gehirn in mir ist aktiviert, es erinnert sich an den Beginn der Erde, träge wiederspiegelt es die Millionen von Jahre, die an mir vorbeiziehen, wie in einem Film.
Gleichzeitig ist ein zeitnahes Gehirnarreal sehr wach: Geschichten um Geschichten treten zu Tage, sprudelnd wie ein hervordrängender Bach aus einer Felsspalte stoßen sie hervor, sie tragen Gesichter, haben Dialoge, spielen in Landschaften, haben Beginn, Entwicklung, Höhepunkt und einen Schluß. 
Ich liege tagelang mit geschlossenen Augen, die inneren Bilder rollen ab, wie auf einer Leinwand.
Mein Arzt lächelt, als ich ihm berichte und sagt: Man muß sich vorstellen, daß diese Krankheit eben auch mit einer leichten basalen Meningitis einher geht.
Mich beunruhigt das nicht. Ich habe eine Jugendkrankheit und in meinem höheren Alter bedeutet es, daß Blockaden, die in meiner FruchtwasserZeit und im Jugendalter gesetzt wurden, nun aufgelöst werden.
Mein Heil-Frauen-Team unterstützt mich im Heilprozeß. Es gibt Globuli und Urtinkturen, Lichtmedizin und Schwingungs-Heilbehandlungen. Außerdem Kinderkost und viel Zuwendung! Danke Christiane & Astari & Irene & Doris & Barbara & Martina & Alina! Und Andrea vertritt mich wie schon oft und das seit beinahe zwei Jahrzehnten in meiner Praxis. Danke auch Dir für Deine liebevolle und kompetente Versorgung meiner Patienten!



In der zweiten Krankheitsphase sitze ich in meinen Kissen und die äußere Welt gewinnt wieder etwas mehr Gesicht. Sonnenstrahlen, die im Zimmer umhertanzen, wenig klassische Musik aus dem Radio und meine Besuche erfreuen mich. Viel Ruhe ist noch nötig, der Schlaf nimmt mich immer wieder mit in sein Reich.

Montag, 11. März 2013

Krank sein bedeutet, auf weiße Wände zu schauen

 Als ich fünf Jahre alt war, wurde ich für sechs Wochen nach Borkum verschickt. Ich war ein zartes Kind, das wenig aß. Meine Eltern und die Ärzte erhofften sich eine Kräftigung durch die Meeresluft und einen Anreiz durch andere Kinder, kräftig zuzulangen.
Es gab manches Schöne: das Fahren in einem Wagen, gezogen von Max und Moritz, den Ponies auf dem Strand. Abends vor dem Einschlafen ertönte das Schifferklavier und das ganze Haus wurde erfüllt von Seemannsliedern. Die Kinder saßen auf den breiten Treppen und sangen aus vollem Halse mit.
Nur zugenommen habe ich nicht, ich war sehr klein, die Jungs auf meinem Zimmer entwendeten meinen Bären, meinen besten Freund und spielten mit ihm Kickboxen. Schließlich wurde ich krank.
Ich lag ganz allein auf der Krankenstation in einem weiß getünchten Zimmer. Alles war weiß: der Boden, die Wände, die Decke, die Türe, die Möbel, die Bettwäsche. Es gab kein Bild, keinen Farbtupfer.



Ich lag dort sehr einsam, kaum kam jemand kurz herein, vielleicht schlief ich auch die meiste Zeit 
Ich erinnere mich nur an die wie endlos erscheinende Weiße, wie eine unendliche Schneelandschaft, ein Gebiet im Polarkreis, in der der Wind, sowie auch die Stille zu Hause sind.


Seitdem bedeutet Krankheit für mich auf weiße Wände zu schauen.
Auch wenn ich in meiner bunten Wohnung liege, sehe ich das Weiß.


Die ganze Welt, die sich so turbolent gestaltet, ist plötzlich wie weg gewischt. Es ist nichts mehr da was mich irgendwie aufregt oder in Gang hält. Auf dieser weißen Fläche ist erst einmal nichts enthalten, es beruhigt mich, macht meine Sinne still.
Ich liege und sehe das Weiß - stundenlang. Es tut gut.
Ich weiß im Weiß ist alles enthalten und nach überstandener Krankheit treten alle Farben aus ihm hervor und die Welt dreht sich für mich weiter.

Sonntag, 3. März 2013

Reisetagebuch


21. Februar 2013

Es geht los, meine Arbeitsreise führt mich in den Schwarzwald auf den Dachsberg. Das Auto blieb in Freiburg, dahin geht's erst einmal mit dem Zug, quer durch die Nation, quer durch graue Suppe.


In der sonnenverwöhntesten Stadt bleibt der Himmel bedeckt, mal sehen, wie es auf dem Berg ist.


                                                                                                                                                                                                                                Das Lager wird im "Hollerbühl" aufgeschlagen, ein Seminarhaus feinster Art.  
              
Danke den Gastgebern Isabell und Burkhard für diese wunderbare Arbeitsmöglichkeit. Also: das ist der Blick aus meinem Fenster:
25. Februar
     Balsam für die Augen, Nährung für die Seele, auftanken pur. Dazwischen Behandlungen der diesjährigen Seuche: Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Fieber, Halsweh, Husten. Im Süden, wie im Norden das gleiche Symptomenbild: Bryonia, die weiße Zaunrübe half oft aus dem Zustand heraus, Danke Bryonia!                       


Natürlich gab es auch ein kleines Seminar. Es ging um Zustände der Verdauung: das gelingt nicht  mehr einwandfrei: wir haben nicht mehr Muße die Nahrung ausreichend zu zerkauen, vieles schlingen wir nur so herunter und das bleibt schwer im Magen liegen oder quält sich durch den unendlichen Verarbeitungstrakt, vom perfektem Scheiden ganz zu schweigen. Ja und so geht es mit allem, was wir aufnehmen, der ganze Input: Informationen, Eindrücke, Impulse, irrwitzige Mengen von Influt; wir kriegen das kaum noch verdaut. Kein Wunder, das wir uns oft belastet oder sogar vergiftet fühlen! Neben vielen möglichen Maßnahmen und Heilmitteln faßten wir die Taube - Columba palumba und den Birnbaum - Pyrus communis ins Auge.                                                                                

Die sanfte Taube hilft uns beim sortieren: die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Sie versteht auch das Handwerk des Frieden machen - nicht klein beigeben um des "lieben Friedens willen", sondern nur noch hilfreich sein, wenn es zu einer Lösung führt und damit zu einer Veränderung, Unterscheidungsfähigkeit ist hier die Gabe. Dabei unterstützt auch die Birne als Arznei: auf kluge Weise und mit Standfestigkeit werden Krisen gemeistert, kein Helfersyndrom mehr, nur noch handfeste Ratschläge und Taten, die zum Ziel führen. So kommt echter Frieden in die Welt - adé Scheinheiligkeit!
Viele wunderbare Begegnungen gab es mit den "Eingeborenen", sowie den "Zugvögeln", wie ich es auch einer bin. Und beeindruckt, was sag' ich, überwältigt bin ich immer wieder neu von der Natur, hier noch ein paar Kostproben.


Lichtbad im Schnee am 2. März


3. März: Rückfahrt mit dem Auto. Ab morgen, liebe Menschen, wieder auf Empfang!