Donnerstag, 25. Oktober 2012

Zeichen

Jeden Tag korrospondiert das Körpersystem mit seiner Zentrale: der Fuß tut weh, der Nacken ist verspannt, die Kieferknochen knacken, die Wirbelsäule ist steif, der Bauch bläht, die Haut juckt. Solange es nicht allzu einschränkend ist, ignorieren wir den Ausdruck der Unbehaglichkeit und machen einfach weiter. Beschwert sich der Körper stärker, geben wir dem Aufruf kurz Aufmerksamkeit, gehen zum Arzt, zum Heilpraktiker, lassen eine Diagnose stellen, eine Pille verschreiben oder nehmen ein paar Kügelchen. Mit wenig Aufwand soll das Vehikel schnell wieder funktionieren. Das Auto oder das Fahrrad bekommen nicht selten mehr Pflege, Zeit und Geld zugewendet.
Der Körper ist wie ein Garten, den wir hinter Mauern von Ignoranz und Absperrungen von Härte und Unverständnis verborgen halten. 
Nur die elementarsten Bedürfnisse dringen noch hervor und bedrängen uns. FastFood-Befriedigungen sind unsere Antwort.
Wie anders könnte es sein, würden wir mit Freude den Dialog mit unserem Körpergarten aufnehmen. Wir lassen unsere eingeschränkte Sichtweise hinter uns und beginnen in und mit den verschiedenen Organwesen, die wie Blumen, Sträucher und Bäume in uns leben eine freundschaftliche Beziehung.
Zuerst müssen wir die Verwahrlosung beseitigen. Den Körper entgiften ist wie Müll und Schutt in einem vernachlässigten Garten entfernen. Erst dann kann seine wahre Schönheit entdeckt werden, die bislang unendeckten Blüten bekommen Licht und atmen auf. Unser Körpergarten kann sich nun viel feiner und differenzierter mitteilen, gibt uns Hinweise über seine Befindlichkeit und belohnt uns mit Wohlbehagen, wenn wir auf seine Zeichen gehört  und uns ausreichend gekümmert haben.  
Wir erleben die Freude, einen Freund hinzugewonnen zu haben, der uns Rückmeldung gibt und uns hilft


die Balance zu halten.

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