Montag, 1. Oktober 2012

Zeichen

An manchen Tagen lese ich Spuren. Es ist gut, dass es in diesem Stadt-Djungle Zeichen gibt, die helfen, die Orientierung zu behalten. Wenn die Krähen stadteinwärts fliegen, weiß ich, daß es Morgen ist, fliegen sie stadtauswärts, ist es Abend. Nehmen die Obstfliegen überhand, ist es Zeit, den Bioeimer nach untern zu bringen. Sind feine Netze in die Ecken gewoben, geht es meiner Mitbewohnerin, der Frau Spinne gut. Sie fängt ein paar Mücken weg und ich warte noch mit dem Saugen.Als ich an meiner Palme vorbeigehe, sendet sie zarte Wellen aus. Ich nehme sie in meinen Blick, streiche ihr über die Wedel und gebe ihr Wasser.Auf meinem Balkon ist ein Kraut gewachsen, das ich nicht gesät habe. Es hat Blüten bekommen, ich nehme sie in Augenschein, es ist der Storchschnabel. Er sagt mir, ich habe eine Herbstkur nötig: fasten, Wasser trinken, Tee trinken, mich gründlich entgiften. Ich danke ihm für seine Fürsorge und werde seinen Rat bedenken. Mein Magen knurrt. Ich weiß nun, es ist Mittag, Zeit zum Inder zu gehen und heiße Suppe zu essen. Auf dem Weg wärmt mich die Sonne, ich drehe ihr mein Gesicht zu und habe gute Laune. Ich halte an, sammle Kastanien auf und stecke sie in meinen Rucksack. Auch eine Vogelfeder findet sich, ich hebe sie auf und werte sie als Gruß von den Luftakrobaten. Das Leben ist einfach und schön.

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